Weltrekord-Versuch mit Melkus-Cup in Heidenau vom 31.05. bis 02.06.


Slot/Scaleracing Forum


Geschrieben von Deichkurier am 09. Juni 2024 19:47:27:

Was hat SOEST mit dem Weltrekordversuch in Heidenau zu tun?

Von einem vergessenen Auto und unglaublicher Stimmung…

RenĂ© Köhler und sein Team hatten eine besondere Idee. Zum 55-jährigen Jubiläum des Melkus RS 1000, dem „Ferrari des Ostens“, und auch dem Jubiläumsjahr der Stadt Heidenau sollte etwas Besonderes stattfinden.
Was liegt da näher, als ein 24 –h-Rennen zu veranstalten. –Darin geübt ist man zwar; konnte es aber aufgrund des im Jahr 2023 erforderlich gewordenen Bahn-Umzuges nicht auch noch leisten. Geplant war es als Youngtimer-Rennen… -Also der Klasse, die 2018 dafür sorgte, dass RenĂ© und Holger HP sich 2018 bei der von Mario Kreim ausgerichteten Youngtimer-Trophy in … Soest kennen gelernt haben.

RenĂ© hat sich sehr viele Gedanken zu Autos und Startern gemacht. So ist jedes Team mit Bedacht ausgewählt worden. Mit gleich 2 Fahrer-Persönlichkeiten gingen die „DDR Legenden“ an die Startlinie, die bisher ausschließlich in 1:1 Rennwagen sitzen. –Vollblut-Racer mit dem Herz am richtigen Fleck. – Und ein Tobias Worm hatte erstmalig am Donnerstag des Turnier-Wochenendes überhaupt einen Handregler angefasst…

War nicht die Veranstaltung schon kurios genug, nein, die Ereignisse haben sich dem scheinbar angepasst. –Wie anders ist es zu erklären, dass von den 13 Teams ein Team – man halte sich fest – ihr Einsatzauto vergessen haben…?! Aua, aua. Mit weit über 700 Kilometern Anreise waren es die Slovaken, die sich schon kurz nach Eintreffen darauf einigen mussten, wer denn nun wieder Richtung Heimat fährt, um sich irgendwo auf der Mitte mit dem zu treffen, der das Auto entgegen bringen wollte.

Und die Zwischenzeit konnte dank insgesamt 4 einsatzbereiter T-Cars für Trainingsrunden genutzt werden.
Der Melkusring ist mit 6 Spuren und 35 Metern eine tendenziell „freundliche“ Bahn. –Im Gegensatz zu manch anderer Bahn sogar auf den Aussenspuren gut erlernbar. Charakteristische Bahn-Merkmale sind die Auffahrt nach dem Tunnel sowie das folgende Doppel-S. Witzigerweise hat es (aus Fahrersicht) in der rechten Streckenhälfte einen „Kasseler Haken“(links-rechts-rechts). –Gut also für diejenigen, die möglichweise unmittelbar vorher in Kassel zum Beispiel ein Youngtimer-Langstreckenrennen gefahren sind…. Team NMR 24 hat mit Holger HP jemanden in seinen Reihen, der mit Kollegen Joachim als Team „9-sixty-7“ eine Woche zuvor bei Carsten und seinen Slotfreunden zum "youngtimern" war. –War das etwa ein gutes Omen?

Das Team hat –wie alle – im Februar das „3D Melkus-Puzzle“ erhalten und sich flugs an die Arbeit gemacht. Mit klarem Zeitplan und Aufgaben-Verteilungen konnte mindestens 3 Wochen vor dem Renn-Wochenende das Rollout im ostfriesischen Ardorf erfolgen. Das Auto lief zwar mechanisch gut, konnte aber nicht wirklich für Euphorie-Gedanken sorgen. Immerhin ist man auf der 50 Meter-Bahn eher mit 12 Volt unterwegs und fährt DTSW und andere flotte Serien. Der NMR 24-Melkus mit der Nummer 11 wurde im Original von einer der wenigen DDR-Renn-Amazonen namens Helga Heinrich pilotiert. Das Lesen der Vita machte die Jungs nervös. Aus dem Motorrad-Sport kommend sorgte sie auch für Melkus Siege. „Kein Druck“… Da war es nur gut, dass Holger HP die Slot-Juwelen Ralf Rieger, JJ und Michael Sander als Team-Mitglieder gewinnen konnte.

Der Melkus wurde in kleinster Auflage eigens für diesen Melkus Cup in Italien angefertigt. Sowohl die Anzahl, wie auch Motorauswahl sollten so realistisch wie möglich umgesetzt werden. Das Original fuhr laut RenĂ© "auch keine 180" und hat daher einen Plafit-Motor erhalten, mit dem es auf dem Melkusring zu sehenswerten und spannenden Rennen und Duellen kam. Ausgestattet mit Licht war die Montage als durchaus kniffelig zu bezeichnen. Auch das Chassis wurde für dieses Auto angefertigt. Die Besonderheit lag zusätzlich darin, dass die Teams aus Vorbild-Aufnahmen, die aus unzähligen Büchern zusammengetragen wurden, auswählen konnten.

Mit Falk Reichbott war unter vielen anderen ein bekannter und erfolgreicher Fahrer vom Team TEAMworx engagiert worden, der auch als Juror tätig wurde. Mit klassischem DSC-Concours-Bogen vergab er die Punkte.
Diese wiederum flossen in das Gesamtergebnis ein.
Gratulation an dieser Stelle geht an die Slot Tigers, die mit ihrer wunderschönen hellgrünen Ausführung die meisten Abstimm-Hölzchen vor der Front zu liegen hatte. Die bastlerische Kompetenz war unübersehbar und hätte auch weitere Sieger verdient.

So gab es am Donnerstag neben ausgiebigem Training, Concours und Wagenabnahme das erste von zwei gewerteten Qualifikationsrennen mit 3 Minuten Fahrzeit pro Spur.

Ergebnis / Rennen 1:
1. Lumpe Racing - 135,68 R.
2. NMR 24 – 133,88 R.
3. Slot Tigers - 132, 82 R.
4. TEAMworx – 131,80 R.
5. Ostblock – 128,82 R.
6. 12 V Motorsport AG – 128,59 R.
7. Slotracing Mettmannstetten – 127,89 R.
8. NordSlotTrio – 123,95 R.
9. Melkus Werksteam – 123,42 R.
10. Team Slovakia – 116,37 R.
11. DDR Legenden Team - 103,39 R.
12. Le Mans Racer – 100,68 R.
13. Dresdner Spinne Racing 24 – 87,89 R.

Somit war der Donnerstag umfangreich gefüllt. Am Ende des Tages tummelten sich dann rund 13 x 4 Teammitglieder in und vor dem Center. Camping-Plätze und Hotels wurden gut genutzt. Genauso, wie eine Privatpension, die in unmittelbarer Nachbarschaft durch ein Flugblatt einen Tag vor Beginn erst auf die Veranstaltung aufmerksam wurde und prompt 6 Betten zur Verfügung stellte. Schlaftaumelnder Weise wenige Meter ins Bette zu fallen war ne echt praktische Sache...Ich sage es für einen Freund...zwinker

Das Rennen beginnt…der nächste Morgen
Mit dem sogenannten Prolog-Rennen. Resultierend aus dem Auftakt „Sprint“-Rennen wurde es nun schon etwas ernster. Die Fahrzeit betrug nun schon 8 Minuten pro Fahrspur.

Ergebnis / Prolog:
1. Lumpe Racing – 363,18 R.
2. NMR 24 – 356,96 R.
3. Slot Tigers - 339,87 R.
4. TEAMworx – 337,04 R.
5. Slotracing Mettmannstetten – 336,24 R.
6. Melkus Werksteam – 334,00 R.
7. Team Slovakia – 333,40 R.
8. 12 V Motorsport AG – 332,01 R.
9. DDR Legenden Team – 317,77 R.
10. NordSlotTrio – 313,00 R.
11. Ostblock – 311,22 R.
12. Le Mans Racer – 304,55 R.
13. Dresdner Spinne Racing 24 – 266,61 R.

Um den gesamten Zeitplan einhalten zu können, erfolgte das Prolog-Rennen bereits morgens um 06.00 Uhr. In Absprache mit dem „Rekordinstitut für Deutschland“ erfolgte dann pünktlich um 07.30 Uhr (ja okay, ganz genau war es 07.31 Uhr) der Startschuss zu den Brutto 60 Stunden- für alle und 24h Netto-Fahrzeit pro Team.
Im Visier standen 4000 echte Kilometer, die einer Rundenzahl von über 114 tausend Runden entsprach… Zu Beginn der Veranstaltung eine nahezu utopische Zahl.
Um den Bedingungen Rechnung zu tragen, machte man sich sogar zu den Sonnenständen Gedanken und legte Wert auf entsprechend gerechte Verteilung in Tag-, Nacht und auch Dämmerungs-Kilometer. Diese fühlten sich für die Piloten mit 8 Minuten pro Spur am Ende des ersten Renntages wie ein Sprintrennen an. Immerhin hatte man tagsüber satte 50 Minuten „zu drücken“.
Mit noch weiterer Abdunklung, ging es quasi nahtlos in das Nachtrennen, wo wiederum 41 Minuten am Stück gedrückt wurde. Dank beleuchteter Fahrzeuge und auch vorhandener Strecken-Beleuchtung relativ gut zu sehende Strecke.

Die Orga entschied sich vernünftigerweise gegen ein Regrouping. Somit konnte dank ausgeklügelter Excel-Tabellen-Nutzung jedes der Teams nahezu minutengenau sehen, wann wer dran ist. Über alle Tage ab Rennminute 1. Durch 13 Teams auf 6 Spuren ergaben sich dann auch planbare Pausen von ca. 4 bis 6 Stunden.

Als Einzel-Renn-Resultat ergaben sich für die Teams nach 3 Tagen folgende Team-Ergebnisse:
1. TEAMworx – 11100,73 R.
2. NMR 24 – 11065,15 R.
3. Slot Tigers - 11030,67 R.
4. Lumpe Racing – 11017,00 R.
5. Slotracing Mettmannstetten – 10908,66 R.
6. 12 V Motorsport AG – 10780,43 R.
7. Melkus Werksteam – 10726,82 R.
8. Ostblock – 10657,12 R.
9. NordSlotTrio – 10420,93 R.
10. Le Mans Racer – 10289,35 R.
11. Team Slovakia – 10237,83 R.
12. DDR Legenden Team – 9889,61 R.
13. Dresdner Spinne Racing 24 – 9521,45 R.

Wenn die Hauptorganisatoren Alex und Renè in der gesamte Woche auf 10 Stunden Schlaf kamen, war es vermutlich viel… Da ist es mehr als zu verstehen, wenn bei der ersten offiziellen Siegerehrung nach Zieleinlauf am Sonntagabend die Gesamtreihenfolge zunächst nach der Rundentabelle erfolgte, die noch keine T-Car-Bereinigung enthielt.
Denn man hat sich im Vorfeld neben vielen anderen Gedanken dazu gemacht, was im Falle eines Totalausfalles der Rennwagen passiert wäre. Rennen sind dafür bekannt, dass es schon mal zu reparablen oder irreparablen Schäden kommt. Da Schleifer-, Reifenwechsel und weitere technisch erforderliche Reparaturen nur „unter Strom“ durchzuführen waren, lag es im Können der jeweiligen Teams entsprechendes mit oder ohne T-Car-Einsatz erfolgte. Immerhin führte diese Option gleichzeitig zu 10 Rennrunden Abzug. So waren schnelle Reifenwechsel an vorgegebenem Platz durchaus in 5 Runden möglich.
Umso trauriger war dann mitansehen zu müssen, dass das Turnier-schnellste Lumpe Racing-Team von Fortuna sehr gebeutelt wurde. Nicht genug, dass sie tatsächlich nur zu zweit antreten mussten, da die anderen beiden krankheitsbedingt ausfielen, da wurde das T-Car insgesamt 6 Mal eingesetzt. Das zeitentechnische Feuerwerk vom Sohnemann war schlicht atemberaubend. –Egal, ob nachts oder tagsüber.
Galt eine solide 7,4 für viele Fahrer schon als unerreichbar, glänzte er am Sonntag dann auf blauer Spur mit 7,2er Zeiten. Grandios!!!

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass alle Teams über sich hinaus gewachsen sind. Wenngleich man gegenüber den Schweizer fast schon ein schlechtes Gewissen haben musste. –Auch nur fast…smile
Immerhin fahren diese auch schon mal bei 40- oder 60 Stunden-Events, oder fragen sich, ob man die Strecke zum Mond in 16 Tagen schaffen kann…(Youtube: 24h Slotracing Worldrecord and trip to the moon)

Alle 13 Autos hatten das Event nahezu klaglos überstanden. Mal abgesehen von unterschiedlich „großen Kleinigkeiten“, sind Rene und Alex mehr als zufrieden, als sie am Sonntagabend die Urkunde von der offiziellen Jurorin des Rekord-Institutes entgegen nehmen durften. –Jubelstimmung soweit das Auge reichte.
Ohne den gesamten Backoffice-Bereich wäre auch das nicht möglich gewesen. Dazu zählen unzählige fleissige Hände, die für stets frisches und abwechslungsreiches Catering sorgten und eine Reihe von Unterstützern, ohne die ein solches Rennen und eine solch großzügige Siegerehrung undenkbar gewesen wäre.

Das i-Tüpfelchen der Veranstaltung? –Schwer zu sagen. Wenn Geschichte auf Gegenwart trifft und der Melkus-Enkel Sepp nebst Frau und 72er Original-Fahrzeug vor Ort ist, war es ein weiterer Gänsehaut-Moment. Ohne Berührungs-Ängste durften die begeisterten Sloter sich auch hinter das Lenkrad dieses filigranen Renners zwängen, dessen Erfinder durch einen Lotus Elan die Initialzündung zu diesem Projekt hatte. Selbst ein Michael Sander, der „Hightower“ unter den Fahrern hat es hinter das Lenkrad geschafft. Zudem wurden alle Miniatur-Renner vor das Original gestellt und Zeit für Autogramme gab es ausserdem. Begeisterung auf allen Seiten.

Gesamt-Teamwertung (Punkte für Quali-Rennen 1 und 2, Renn-Ergebnis + Concours-Punkte):
1. NMR 24 – 86 Punkte
2. TEAMworx – 83,5 Punkte
3. Slot Tigers - 80,5 Punkte
4. Lumpe Racing – 78,5 Punkte
5. 12 V Motorsport AG – 68 Punkte
6. Slotracing Mettmannstetten – 65 Punkte
7. Ostblock – 62,5 Punkte
8. Melkus Werksteam – 52 Punkte
9. Le Mans Racer – 48 Punkte
10. Team Slovakia – 46,5 Punkte
11. NordSlotTrio – 40 Punkte
12. DDR Legenden Team – 37 Punkte
13. Dresdner Spinne Racing 24 – 36,5 Punkte

Gesamtergebnis:
137.645,93 Runden = 4845,14 Runden = Urkunde = Unvergessliches Event !!!

Kurzum:
Herzlichen Dank und Glückwunsch an alle Akteure für diese geschichtsträchtige Veranstaltung.
„Teamwork, Ausdauer und Leidenschaft für den Motorsport hat sich ausgezahlt.“ (Zitat aus Rekordinstitut-Beitrag bei Instagram)
Oder auch mit so „wenig“ Auto soviel Spaß zu haben, war schlicht grandios.
dankedankedanke

Keep Racing
Euer Deichkurier

P.S.: Zeitungs- und Fernsehbeiträge sorgen für entsprechende Verewigung dieser Veranstaltung.



Antworten: