24 h Rennen in Kayhude


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Geschrieben von Deichkurier am 05. November 2021 12:35:09:

24 h Rennen in Kayhude

„Gestört – aber glücklich.“ Oder was soll man dazu sagen, wenn Männer und Frauen sich treffen, um mit Spielzeugautos 24 h im Kreis zu fahren?!

Während am letzten Oktober-Wochenende Hubertus-Jagden stattfinden, DSC-Turniere in der „2-Automobil-Stadt-Stuttgart“ ausgetragen und Cabrio-Saison-Abschlussfahrten genossen werden, war Kayhude ein besonderes Ausflugsziel.

Im Norden von Hamburg traf man sich zu einem extrem selten gewordenen Langstrecken-Rennen, das mit Carrera-Porsche auf einer 2-Spur-Bahn über 24 Stunden eine unglaubliche Herausforderung darstellte.

Man nehme 5 nahezu seriennahe Porsche GT 3 RSR der Marke Carrera im Maßstab 1:24 (Für unglaubliche 75 Euro mit Licht und Digitaltechnik bereits ausgerüstet). Erlaubt ist lediglich die Hinterachse gegen eine Hinterachse von Frankenslot sowie Silikonreifen zu ersetzen. –Endlich kommen die unzähligen serienmässigen Scaleauto-Felgen(der Erst-Ausrüstung) zum sinnvollen Renneinsatz.

Pro Fahrzeug ist eine Mannschaft von 4 Fahrern empfehlenswert und auch mindestens am Start gewesen. Fahrer, Einsetzer und Servicetechniker sind gleichzeitig gefragt. In Zeiten von zunehmenden Zeitstrafen-Veranstaltungen  ist für diese Veranstaltung der Einsetzer schlichtweg die derzeit optimalste Lösung für einen reibungslosen Ablauf. Dieser wurde auch nur im Ausnahmefall durch eine (externe) Chaos-Taste unterbrochen, wenn Fahrzeuge schlicht nicht sofort zu bergen waren.

4 der 5 eingesetzten Designs  waren bildschön - inspiriert durch  Vorbilder - eigenhändig und aufwändig lackiert worden. Die „Sau“ war so gut, dass es beim Original blieb und das Auto von der  tagesschnellsten Truppe aus Ratzeburg eingesetzt wurde.

Team „Die Alten Diebels“ setzte einen wunderschönen grün-goldenen RSR ein, der so hätte durchaus heutzutage das „Bierkisten-Thema“ optisch präsentieren können. Christian Tanaplan hat gleich 3 24h-Neulinge unter Vertrag bekommen können, die neben Ralle Rieger sehr gespannt waren, was da auf sie zukam.

NZV – „Nix zu verlieren“ setzten einen in Apple-Farben umgesetzten RSR ein, der ebenfalls vorher noch kein Rennen gesehen hat.

Martini-Racing hat optisch natürlich das Auto mit der größten Sponsor-Historie einsetzen können und allesamt Fahrer einsetzen dürfen, die entweder im Sawhill ein zweites Zuhause leben und/oder bereits 24h-Erfahrung mitbrachten – und auch jung – und auch schnell waren – und unter anderen auch Vater und Sohn sind…

Und schließlich setzte die Sawhill-Mannschaft um Karsten Schumacher die „schnellste Frikadelle“ des Tages ein. Einen wunderschönen Frikadelli-Porsche im „klassischen“ rot-weiß.

Damit ist auch ein weiteres Prinzip des Rennens formuliert. Den Veranstaltern ist nicht wichtig, möglichst viele Top-Fahrer in einem Team zu vereinen, sondern durch eine möglichst breite Streuung von vornherein die Homogenität zu gewährleisten, die für erforderliche Rennspannung über das gesamte Rennen sorgen soll.

Was auch mehr als gelang.

Im absolut fantastischen Ambiente des Kayhuder Sawhill fiel am Samstag um 15 Uhr die Startflagge.

Die für Holzbahnfahrer fast nicht zu begreifende Schizophreni, dass 5 Autos auf lediglich 2 Spuren losstürmten, brauchte unterschiedlich lange, um fahrerisch „in die Köppe“ zu kommen.  Dass man zudem dann sogar eine Taste betätigen konnte, die Überholen ermöglicht, wie es die kitschigsten Weihnachts-Werbe-Videos in den 80er Jahren zu vermitteln versuchte, grenzte schon fast an Bewußtseins-Verlust. Hat man sich dann erstmal an die Bedingungen gewöhnt, das Auto tatsächlich über mehrere Runden unfallfrei über den Kurs „getragen“ , mahnt eine überdimensionale Anzeige, dass Tanken einzuplanen ist… -Spielerei? Auf jeden Fall eine hilfreiche und anspornende. Denn Missachtung führt zwar nicht zur Stromabschaltung; aber zum Nichtzählen der Runden… Mit fahrdynamisch abhängigem Verbrauch hat es der Fahrer in der Hand, wie weit er die Reichweite auszureizen versteht und taktisch sinnvoll an die Box fährt. Wo in Übereinstimmung mit der Tankzeit in der Regel Schleifer gereinigt, ggf. ausgetauscht und gerichtet sowie Reifen abgezogen werden durften.

Als weitere Auflage für den Verlauf gab es den Vorderachs-Seitentausch. Spätestens alle 6 h war dieses durch die Teams vorzunehmen und wurde auch entsprechend überwacht.

24 h – oder auch 1440 Minuten sind zum Rennbeginn erstmal eine Zeit, die es einzuordnen gilt. Wenn dann in der Schalt-Nacht eine Stunde dazu kommt, macht es das Rennen noch „würziger“. Gefühlt will der dunkle Teil des Rennens irgendwie nicht enden, wenn man 3 Uhr gleich zweimal in einer Nacht erlebt.  Irgendwas zwischen Fahren und Ruhen sorgt für eine Art Trance-Zustand, den man unterschiedlich gut zu verarbeiten weiß.

Auf dem gegenüber den Vorjahren verlängerten Kurs fährt man irgendwas zwischen 14,3 er und 15.6er-Zeiten. Je nach Fahrer und Renndauer… Wobei eine wirkliche 14,3 haben eben nur die Ratzeburgen hinzaubern können. Im Rennen um die 15 zu fahren, war schon eine verdammt gute Leistung. In Ermangelung einer Rennbahn-Beleuchtung war die Nachtphase ab 22 Uhr dann auch wirklich dunkel. Die serienmässigen Carrera-LEDs machten es wiederum erstaunlich hell. Hier dann die Übersicht zu behalten, weil ja alle 5 auf lediglich 2 Spuren fuhren; war nicht jedem immer geglückt. –Führte aber trotz aller Karambolagen und Abflügen weder zu Lichtausfällen noch zu irreparablen Karosserieschäden.

Die gröbsten Fehler , die dann auch zu deutlichen Rennrunden-Verlusten führten, waren in einer sehr frühen Phase ein gelöstes Motorritzel beim „NZV“-Team, und – noch viel ärgerlicher – zu einem gerissenen Motorkabel beim Martini-Team. –Das zu einem Zeitpunkt, wo sie mit 5 Runden Vorsprung nach ca. 3 Stunden vor den alten Diebels-Jungs führten. Nach erfolgter Reparatur fand man sich auf Position 3 und 25 Runden Rückstand wieder. Einem Zeitpunkt, bis zu dem es stets zu Führungswechseln zwischen den Alten Diebels, Martini-Racing und den Ratzeburgern kamen.

Die Führung hat das Mixed-Team um „Tana“ nur um wenige Runden in der Nacht mal wieder abgegeben und ab den frühen Morgenstunden nicht wieder hergegeben. Mit immerhin 8 Runden Vorsprung rettete man das Team-Debut auf die Podestmitte; -strahlende Gesichter bei allen.

Nach 24 Stunden 8 Runden Vorsprung ist echt wenig(siehe Rundenschnitt)! Klar, das 1:1 Pendant in Daytona hat es auch schon auf weniger als 1 Runde gebracht und auch schon an der Nordschleife haben sich dramatische Schlußrunden ergeben; aber für die Tana-Mannschaft mit Ralle Rieger, Dirk Woicke, Guido Ahlenstorf und Holger HP war es  ein grandioses Langstrecken-Debut auf völlig unbekanntem Fahrzeug mit Digital-Technik und einer fahrphysikalisch ganz anderen „klassischen“ Carrera-Schiene.

Extrem wohltuend war die grundsätzlich sportliche, wenngleich auch mehr als faire Grundstimmumg aller Akteure während des gesamten Turnieres. Nun trug sowohl der Sawhill, wie auch die Rundum-Beköstigung durch Kasu und seine fantastischen Catering –Mädels Birgit und Claudia ganz erheblich dazu bei.

VIELEN DANK an dieser Stelle für das Lächeln und das so unglaublich frische, abwechslungsreiche und leckere Essen!

Schlussendlich kamen alle 5 Teams heile und unterschiedlich wach im Ziel an.

Reihenfolge (Runden-Schnitt!!!):

1.Die alten Diebels: 5323 Runden (16,23 Sek.)

2.Team Ratzeburg: 5315 Runden (16,25 Sek.)

3.Team Martini: 5295 Runden (16,31 Sek.)

4.Sawhill Speed: 5237 Runden (16,49 Sek.))

5.NZV: 5157 Runden (16,75 Sek.)

Der gesamte Renntag verhalf neben Spaß und Spannung erneut zur fast schon philosophischen Diskussion des Slotracing: „Wieviel Slotcar ist notwendig, um glücklich zu sein?“ Ist es der Eigen-Anspruch, natürlich nur ein rollendes Gesamt-Kunstwerk zu bewegen. -Oder reicht manchmal auch einfach nur ein wunderschön proportioniertes und technisch einwandfrei funktionierendes Fahrzeug, bei dem die Altersfraktion ab 3 Meter Abstand ohnehin nicht sieht/merkt, ob das Fahrzeug Serie oder „Custom“ ist…

Fakt ist, dass ein grandioser Renntag im ewigen Rennkalender eingetragen werden konnte, an dem sichtbar alle Spaß und Abwechslung hatten. Selbst die Jungs vom Team NZV fuhren trotz 166 Runden Rückstand konzentriert, motiviert und lächelnd, ohne die Nachbarn anzuzicken…

Und gewonnen haben keinsfalls die Schnellsten…!smile

In diesem Sinne ist der Schreiberling bereits in Vorbereitung auf den Besuch des nächsten Turnieres in Ardorf am 13.11.2021, wenn es zum 2. DTM-Lauf heisst: „Feel The Roar.“

Keep Racing

Euer Deichkurier prost




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